Politische Biografie über Danneberg

Robert Danneberg (1885-1942) zählt zu jenen Persönlichkeiten der österreichischen Sozialdemokratie, die deren Politik mehr als drei Jahrzehnte hindurch entscheidend mitgestaltet haben und dennoch in der Erinnerungskultur nicht den ihnen gebührenden Platz einnehmen. Umso verdienstvoller ist die Arbeit Roland Pachers.

 

Pacher hat mit der Vorlage der bislang umfangreichsten Biografie Dannebergs eine materialreiche Grundlage für die künftige Auseinandersetzung mit Leben und Werk dieses außergewöhnlichen Menschen geschaffen.

 

Nach der Haftentlassung (sein Hochverratsverfahren wurde nach acht Monaten Kerker nach dem 12. Februar 1934 eingestellt) nahm Robert Danneberg die illegale Tätigkeit auf und hielt sowohl zu den Repräsentanten der alten Parteiführung als auch zu den Revolutionären Sozialisten Kontakt. Auch in die verzweifelten Bemühungen um die Rettung der österreichischen Unabhängigkeit im Februar und März 1938 war Danneberg eingebunden. Nach deren Vergeblichkeit machte er sich keine Illusionen über den Charakter des Naziregimes und bestieg mit seinen Kindern (Gattin Gertrud sollte nachkommen) noch am 11.März 1938 den Abendzug nach Brünn. Von den tschechoslowakischen Grenzbeamten abgewiesen, wurde Robert Danneberg unmittelbar nach der Rückkehr in Wien von der Gestapo verhaftet.

 

Mit dem sogenannten Prominententransport wurde Danneberg in das Konzentrationslager Dachau gebracht und von dort im Herbst 1938 in das KZ Buchenwald überstellt. Im Oktober 1942 wurden die jüdischen Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald – darunter Danneberg – nach Auschwitz deportiert.

Obwohl er nach der Ankunft die Selektion noch überlebte, schwächten ihn mörderische Arbeitsbedingungen und wiederholte Misshandlungen durch Wachmannschaften dermaßen, dass er im Dezember 1942 starb. Seine letzte Frage an den deutschen sozialdemokratischen KZ-Kameraden Rothemund war: „Was gibt es Neues in der Zeitung?“

 

Pachers Arbeit besticht durch die gründliche Auswertung aller zur Verfügung stehenden Quellen. Allein die schriftlichen Manifestationen Dannebergs und die Spuren seines Schaffens umfassen respektable Dimensionen an Literatur, Sekundärliteratur und archivalischem Niederschlag. Da es keinen Nachlass gibt und die Tagebücher Dannebergs als verschollen gelten, sind 120 erhaltene Briefe aus der Haft während des Ständestaats und die über Adolf Schärf geführte Korrespondenz aus den Konzentrationslagern wertvolle, aber auch die einzigen persönlichen Dokumente, die im Internationalen Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam aufbewahrt werden.

BILD: Roland Pacher: „Robert Danneberg. Eine politische Biografie.“

Peter Lang Edition, Frankfurt am Main, 2014.

ISBN: 978-3-631-62786-0, 406 Seiten, € 71,90